.Herr
Bürgermeister, meine Damen und Herren,
1.
Allgemeines - kommunale Finanzen
Der uns
von der Verwaltung vorgelegte Haushaltsentwurf für das
Jahr 2002 ist von Sparsamkeit geprägt. Und das ist auch
nötig! Obwohl die Schlüsselzuweisungen durch das
Land in diesem Jahr fast doppelt so hoch sind wie im letzten
Jahr, wird ein Griff in den Sparstrumpf und die Aufnahme eines
zusätzlichen Kredites notwendig, um Investitionen überhaupt
noch tätigen zu können. Die Hauptursache dafür
liegt im Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen.
Das im Grundgesetz Artikel 28 garantierte Recht der Kommunen
auf Selbstverwaltung und finanzielle Eigenverantwortung ist
kaum noch einzuhalten. Wie fatal sich die konjunktur-bedingte
Abhängigkeit von einem einzigen Gewerbesteuerzahler auswirkt,
mussten einige Städte (Leverkusen: Bayer, Bonn: Telekom)
schmerzlich erfahren. Auch in Vreden gibt es vermutlich Betriebe,
die wegen der Konjunkturschwäche nur wenig Gewerbesteuern
zahlen konnten.
Grüne Finanzexperten fordern schon lange eine Reform
der kommunalen Finanzen. Vorstellen könnten wir uns eine
Verbreiterung der Gewerbesteuer auch auf Freiberufler und
den Abbau von Freibeträgen und nicht etwa die Abschaffung
der Gewerbesteuer, wie die FDP es fordert. Vielleicht hat
Herr Möllemann ja irgendwo vom Fallschirm aus einen Goldesel
entdeckt. Wir Grüne machen lieber konkrete Vorschläge.
Dazu gehört z.B. die Einrichtung eines eigenen kommunalen
Hebesatzes an der Einkommensteuer (wie in Dänemark und
der Schweiz). Dadurch würde sich der einzelne Bürger
, die einzelne Bürgerin, mehr mit der Gemeinde, in der
man lebt, verbunden fühlen. Langfristig müssen die
Kommunen wieder finanziell handlungsfähig gemacht werden.
Einer zusätzlichen Verlagerung von Aufgaben auf die kommunale
Ebene ohne entsprechende finanzielle Ausstattung lehnen wir
ab. Wir unterstützen deshalb den Antrag der CDU-Fraktion,
die Krankenhausumlage zunächst mit einem Sperrvermerk
zu versehen und deren Notwendigkeit erst einmal überprüfen
zu lassen.
Natürlich können auch Bund und Länder das Geld
nicht vermehren und müssen wichtige Aufgaben erfüllen.
Das Land NRW musste in diesem Jahr 1 Milliarde sparen. Für
nächstes Jahr hat der Landesfinanzminister 8 Milliarden
angekündigt. Immerhin schüttet das Land NRW 25%
der bereinigten Einnahmen an die Kommunen aus, während
es z.B. im Stoiber-land Bayern nur 16,9 % sind.
Positiv bewerten wir auch die Schulpauschale, über die
frei und unbürokratisch zur Sanierung von Schulen verfügt
werden kann. Für Vreden kommt sie gerade richtig. Nachdem
der nun wohl vorerst letzte Schulneubau fertiggestellt wurde,
benötigen wir dies Geld dringend zur Renovierung der
bestehenden Gebäude. Danken möchte ich der Verwaltung
dafür, dass Sie ein Versprechen aus dem vergangenen Jahr
eingehalten haben. Im letzten Jahr hatte ich die Ablehnung
der Sanierung der Schuldächer kritisiert. Mir wurde versichert,
dass im nächsten Jahr schrittweise damit begonnen würde.
Nun ist geplant, mit dem Dach der Felizitasschule anzufangen.
Auf jeden Fall werden die Kommunen mit der Schulpauschale
in ihrer Eigenverantwortung gestärkt und von oben genehmigte
Fehlinvestitionen vermieden.
Bei aller Notwendigkeit zum Sparen, wäre es ein völlig
falsches Signal, wenn die Kommune jetzt gar nichts mehr investieren
würde. Kommunale Aufträge sind auch direkte Wirtschaftsförderung
und das völlige Einstellen der baulichen Unterhaltung
städtischen Eigentums kann sich auf Dauer böse rächen
und umso teurer werden. Herr Bürgermeister Pennekamp
hatte bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs im Dezember
von einer "kleinen" Konjunkturschwäche gesprochen.
Trotz seines Optimismusses meinen wir, auf Dauer sind die
Gemeinden nur durch eine gründliche Gemeindefinanzenreform
noch zu retten.
Deshalb stellen wir in diesem Jahr nur recht bescheidene Änderungsanträge
und hoffen, dass die darin steckenden grünen Ideen von
der Mehrheit des Rates mitgetragen werden können. ^
nach oben
Nun zu den einzelnen Anträgen
2.
Förderung alternativer Energien
Als ich
vor einiger Zeit diesen Zeitungsartikel las, träumte
ich davon ,hier stünde nicht : "Die neue deutsche
Solar-Hauptstadt heißt Geesow". Die kleine Gemeinde
in Brandenburg erhielt diese Auszeichnung, da sie die meisten
Solaranlagen pro Einwohner vorweisen konnte. Ich träumte
natürlich: "Die neue deutsche Solar-Hauptstadt heißt
Vreden". Diesem Traum ein jähes Ende bereitete der
Vorschlag der Verwaltung, die Gelder für die regenerativen
Energien wieder einmal um die Häfte zu kürzen. Dabei
hatte noch im Mai vergangenen Jahres Ihre Mitarbeiterin Frau
Grünewald- Tentrup im Bauausschuss davon geschwärmt,
dass von den 22 Anträgen auf Förderung der thermischen
Solaranlagen, - also zur Brauchwassererwärmung - 18 der
eingereichten Angebote von Vredener Unternehmern stammten.
Damals waren auch viele Ausschussmitglieder der Meinung, dies
sei eine Art Wirtschaftsförderung. Dieser Meinung sind
wir auch. Übrigens wird in Vreden schon lange nicht mehr
die Photovoltaik gefördert, die durch die Einspeisevergütung
inzwischen gut abgesichert ist.
Völlig unverständlich ist uns der SPD-Antrag den
Förderansatz ganz zurückzufahren. Wir halten eine
Förderung auch weiterhin für notwendig.
Schließlich
hat auch Vreden mit seinem Beitritt zum Klimabündnis
sich zur Reduzierung des CO 2-Ausstoßes und nachhaltigem
Umgang mit Ressourcen verpflichtet. Auch wir Vredener sind
verpflichtet, unser Schärflein zur Reduzierung der Klimaerwärmung
beizutragen.
In dem Zusammenhang hoffen wir darauf, dass die Verwaltung
ihre Blockadehaltung gegen die Errichtung neuer Windenergieanlagen
bald aufgibt und wir in Vreden wieder Investoren die Möglichkeit
geben, diesen umweltfreundlichen Strom herzustellen.
Zu Ihrem alljährlichen Vorschlag, die Fördermittel
für Solarenergie zu halbieren, hätte ich gerne gesagt:
"Same procedure as every year". Um diesem Spielchen
endlich ein Ende zu bereiten, schlagen wir deshalb folgenden
Kompromiss vor:
Thermische Solaranlagen werden in diesem Jahr mit 17500 €
gefördert. Da es sich um eine Anschubförderung handelt
wird dieser Ansatz in den folgenden Jahren um jeweils 2500
€ zurückgefahren.
Es wäre auch wohl unredlich, den Ansatz jetzt wie vorgeschlagen
auf 10000 € zu kürzen, nachdem die Stadt auf ihrer
städtischen Internetseite die Bürger bereits zur
Antragstellung aufgerufen hat. ^ nach
oben
3.
Schulen
Den Antrag
der Elternpflegschaft der Norbertschule auf Errichtung einer
Tor- und Zaunanlage hatte ich schon in der vorletzten Ratssitzung
unterstützt. Der von Eltern in Eigeninitiative umgestaltete
Schulhof muss vor Vandalismus geschützt werden. Dafür
reichen aber zunächst einmal Tore und eine gute Beleuchtung
des Schulhofes, wie von uns zusätzlich beantragt, völlig
aus. Überwachungskameras auf Schulhöfen halten wir
für eine völlig übertriebene Maßnahme
mit nicht absehbaren Folgekosten und lehnen diese entschieden
ab!
Mit den vom Land beschlossenen neu einzuhaltenden Brandschutzzielen
werden im nächsten Jahr vermehrte Kosten auf die Kommunen
zukommen. Dann bekommt die Norbertschule wohl auch endlich
die lang ersehnten Rauchschutztüren. So lange die überarbeiteten
Brandschutzpläne uns jedoch noch nicht vorliegen, sollten
wir diesen Antrag noch zurückstellen.
Wir beantragen
die über 20 Jahre alten Teppichböden in der Marienschule
nach und nach zu erneuern. In der Grundschule findet Unterricht
vielfach auch auf dem Fußboden statt. In der heutigen
Zeit, in der so viele Kinder unter Allergien leiden, ist ihnen
der Aufenthalt auf diesen uralten Teppichböden nicht
mehr zumutbar.
Leider
wurde unsere Anregung, die Heizung der Lüntener Grundschule
mit Hilfe eines sogenannten Contracting zu sanieren, von der
Verwaltung als nicht lohnend abgelehnt. Diese Antwort verwunderte
uns doch etwas, denn in Stadtlohn scheint sich ein Contracting
schon für die Heizung einer kleinen Turmhalle zu lohnen.
Vielleicht kann man doch noch einmal mit anderen Firmenvertretern
darüber verhandeln. Eine Sanierung wurde aber auf jeden
Fall für nächstes Jahr versprochen. Ich werde Sie
daran erinnern!
Einen
Sperrvermerk auf die Ausgaben zur Mediothek der Walbert-Schule
zu legen, wie die SPD ihn im H.u.F.-Ausschuss beantragte,
halten wir nicht für notwendig. Die Maßnahme für
den Umbau zu einer sinnvollen Schülerbücherei mit
Medienecke und einer vernünftigen Lehrerbibliothek wurden
schon vor längerer Zeit genehmigt. Die Bücher der
Schülerbücherei sind zur Zeit eingelagert und können
wegen Raummangels nicht genutzt werden. Wegen des Schulleiterwechsels
konnte die Maßnahme noch nicht durchgeführt werden.
Wir freuen
uns, dass die Verwaltung ein zweites Versprechen wahrgemacht
hat: Die Erneuerung der Beleuchtungskörper in den Schulen.
Dies war uns nämlich anlässlich unserer Anfrage
zur Belastung Vredener Schulen mit dem giftigen Stoff PCB
versprochen worden. Nun brauchen wir bald nicht mehr befürchten,
dass das Gift aus Leuchtstoffröhren auf die Tische der
Kinder tropft. Gleichzeitig dient diese Maßnahme natürlich
zum Energiesparen in den Schulen.
Unser nächstes Thema: Bei der Durchsicht des Haushaltsentwurfs
waren uns die enormen Steigerungen der Energiekosten aufgefallen.
Im Gymnasium gab es im vergangenen Jahr angeblich eine Steigerung
um 73 %. Dies kann auch nicht mehr mit der Steigerung der
Gas- und Ölpreise erklärt werden. Wir meinen: Hier
muss dringend etwas geschehen. Wir schlagen deshalb vor, ein
Energiesparkonzept zusammen mit den Schulen zu entwickeln.
Da alle Schulen sich auch als Agenda-Schulen bezeichnen, also
zur Unterstützung der Ziele der Agenda 21 bekennen, sollte
es möglich sein, Lehrer/innen, Schüler/innen und
als wichtigste Partner, die Hausmeister, für ein solches
Konzept zu gewinnen. Es gibt dazu gute Erfahrungen in anderen
Orten, in denen die Schulen 50% der eingesparten Energiekosten
für sich behalten dürfen. Wir schlagen vor, sich
hierzu erst einmal von fachkundiger Seite beraten zu lassen
und einen Experten mit Hilfe der Gelder des Agenda-gremiums
einzuladen.
Wir hoffen zusammen mit den betroffenen Schulen, dass jetzt
erst einmal zügig die Maßnahmen verwirklicht werden,
die im letzten Jahr wegen der Haushaltssperre zurückgestellt
werden mussten. ^ nach oben
4.
Verschiedenes
Kurz möchte ich noch etwas zu Anträgen anderer Fraktionen
sagen:
Auch wir
haben uns des Öfteren für die bessere, effektivere
Kontrolle des ruhenden Verkehrs ausgesprochen. Wir halten
es aber angesichts der Haushaltslage für illusorisch,
dafür die Einstellung zusätzlichen Personals zu
fordern. Geradezu als unverschämte Provokation empfinden
wir den Deckungsvorschlag der SPD, dafür die Zuschüsse
für regenerative Energien auf Null zu kürzen. Eine
Verknüpfung dieser beiden Themen erscheint uns völlig
abwegig.
Der von
der UWG vorgeschlagene Verkauf städtischen Eigentums
ist kein Allheilmittel zur Sanierung der kommunalen Kassen.
Natürlich käme dadurch kurzfristig etwas Geld in
die Kasse. Das stimmt. Und deshalb wird es auch schon seit
mindestens einem Jahr so in Vreden praktiziert. Im vergangenen
Jahr wurden größere Baulücken durch Grundstücksverkäufe
geschlossen. Langfristig kann man die Gemeindefinanzen aber
nicht durch die Veräußerung des "Tafelsilbers"
retten, denn verkaufen lässt es sich nur einmal. Wir
sollten auch unbedingt einige städtische Wohnhäuser
für Obdachlose als Vorrat behalten.
Der geringfügigen
Erhöhung der Grundsteuer B stimmen wir zu. Für ein
durchschnittliches Grundstück wären danach ca. 3
bis 4 € im Jahr mehr zu bezahlen. Wir halten es für
unredlich, auf der einen Seite solch geringfügige Steuerhöhungen
abzulehnen, aber auf der anderen Seite zusätzliche Leistungen
zu fordern.
Dem Vorschlag
auf geringfügige Erhöhung des Ansatzes für
Wirtschaftswege stimmen wir zu. Einerseits ist es Förderung
der Wirtschaft, auch für den Rad-Tourismus, andererseits
können von diesem Geld nicht nur Wege für vier Räder,
sondern auch Wege für Zweiräder gebaut bzw. repariert
werden und die wünschen wir uns ja so dringend.
Auf der
netten Eröffnungsveranstaltung unseres Jubiläumsjahres
hielt Dr. Terhalle einen eindrucksvollen Vortrag über
die Entwicklung Vredens in den letzten 750 Jahren. Mir fiel
bei seinen Schilderungen besonders auf, dass es Vreden immer
dann am besten ging, wenn die Bevölkerungszahl gestiegen
war. In den letzten Jahren können wir nur einen geringen
einen Zuwachs der Bevölkerung verzeichnen. Ich meine,
wir sollten weitere Anstrengungen unternehmen, unsere Stadt
noch attraktiver zu gestalten für Menschen, die zu uns
ziehen möchten. Als Grüne in Vreden werden wir uns
auch weiterhin dafür einsetzen, dass Vreden nachhaltig
attraktiv bleibt, dass hier mit Ressourcen vernünftig
umgegangen wird und natürlich, dass Vreden noch grüner
wird.
Sollte
sich die Mehrheit dieses Rates dazu entschließen, unsere
Ideen für eine nachhaltige Zukunft Vredens zu unterstützen,
können wir diesem Haushaltsentwurf zustimmen.
Helma
Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen Vreden
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