Widerstände gegen den Nationalsozialismus im Münsterland


Die Ausstellung, die bis zum 28. September im Vredener Rathaus gezeigt wird, wird am 10. September 2012 um 17.00 Uhr eröffnet. Matthias M. Ester M.A. (Geschichts-Kontor Münster), der im Auftrag des Geschichtsorts Villa ten Hompel (Münster) die Wanderausstellung realisiert hat, spricht zur Einführung. Der Katalog kann in der Ausstellung erworben werden.

Denkt man an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, erinnert man sich an die bekannten Symbolfiguren wie die Studentin Sophie Scholl oder den Offizier Claus Graf von Stauffenberg, die für ihren Widerstand gegen das Hitlerregime mit dem Leben zahlen mussten. In der Wanderausstellung, die am 10. September 2012 in Vreden eröffnet wird, steht hingegen der alltägliche, nicht selten unspektakuläre Widerstand in den Städten und Dörfern des Münsterlandes im Mittelpunkt. Die Ausstellung stellt 16 weitgehend unbekannte Menschen vor, die sich in ihrer „kleinen“ Lebenswelt vor Ort der nationalsozialistischen Unrecht- und Gewaltherrschaft widersetzt haben. An ihrem Beispiel, an ihren Lebenswegen, Handlungsräumen und Entscheidungsmöglichkeiten werden Möglichkeit und Vielfalt der Widerstände im Münsterland verdeutlicht.

Die Ausstellung, die vom Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster konzipiert wurde, geht erstmalig und überblicksartig den Spuren des Widerstands in der Region nach. Welche widerständigen Verhaltensformen gab es? Wer widersetzte sich den Nationalsozialisten? Wann artikulierte sich der Protest gegen das System? Wie organisierte sich die Hilfe für die Verfolgten? So findet beispielsweise der Lehrer Dr. Theodor Böcker (1887-1960) aus Vreden Berücksichtigung. Der Zentrumspolitiker, der sich zu den Werten der Weimarer Republik bekannte, wurde im Verlauf eines „Flaggenstreits“ im September 1933 aus dem Schuldienst entlassen.

Von dem Widerstand im Münsterland kann nicht die Rede sein, allenfalls von den Widerständen. Es ist nicht immer die politisch motivierte und konsequente antinationalsozialistische Haltung, sondern vielfach eine selbstverständliche Menschlichkeit, humanitäre Einstellung und persönliche Zivilcourage, die zu Hilfe und Unterstützung führten. Diese Gesten im Alltag dürfen nicht unterschätzt werden, weil sie den Verfolgten in der bedrohlichen Situation Schutz gewährten und ihnen halfen, dem Terrorregime zu entkommen und zu überleben. Die Ausstellung dokumentiert mehrere Fälle von Hilfe für jüdische Bürger.

Die Ausstellung endet nicht im Frühjahr 1945, sie fragt auch danach, wie es den verfolgten Widerständlern in der unmittelbaren Nachkriegszeit und in der Bundesrepublik ergangen ist. Theodor Böcker, der sehr früh seiner Lebensgrundlage beraubt wurde, wurde im Juli 1945 von der britischen Militärregierung zum Schulrat im Landkreis Ahaus bestellt.